Belastung von Welpen und Junghunden – wie viel Bewegung ist gesund?
Lass deinen Hund im ersten Jahr keine Treppen laufen!
Kennst du den Spruch? „Das geht auf die Ellbogen und die Hüfte!“
Mal abgesehen davon, dass man einen jungen Hund sehr schlecht den ganzen Tag davon abhalten kann, lustige Dinge zu machen, warum sollte der Hund nicht lernen, Treppen zu laufen?
Auch noch so eine tolle Regel! „Die 5 Minuten Regel! – „Für jeden Lebensmonat 5 Minuten spazieren gehen.“ Holt ihr euren Welpen ab, darf er also mit 8 Wochen 10 Minuten spazieren gehen. Mit 16 Wochen 20 Minuten und so weiter.
Aber wer hält denn den Welpen oder jungen Hund davon ab, sich sonst frei zu bewegen. Ich glaube, die Welpen, die hier bei mir aufwachsen, bewegen sich schon mehr als die 10 Minuten. Ich stehe nicht mit der Stoppuhr daneben.
Nach neuesten Studien ist auch klar: Es kommt auf den Hund an und auf die Phase des Wachstums.
NATÜRLICH geht man mit einem 10 Wochen alten Welpen keine Stunden spazieren. Aber wieso nicht eine größere Runde mit Pausen machen? Das Wetter ist gut und der Zwerg freut sich über Gras und Sonne. Junge Hunde müssen auch lernen, ihre Kräfte einzuschätzen. Wenn ich weiß, dass ich hinterher viel Ruhe habe, warum nicht ein paar Meter mehr laufen. Dann ist der Spaziergang am nächsten Tag halt kürzer. Muskeln und Knochen halten sich nicht an einen Zeitplan.
Klar wächst der Hund in einem bestimmten Tempo, das auch eigentlich genetisch vorgegeben ist. Muskeln und Bänder brauchen viel länger, sich an zu passen an die neue Knochenlänge. Aber das ganze ist ein fließender Prozess. Und all die wachsenden Strukturen sollen, müssen und dürfen bewegt werden. Auch hier macht die Menge (oder die Wiederholung) das Gift. Läuft mein Hund 100x am Tag die Stufen KANN es sein, dass er irgendwann eine Problematik mit dem Skelett oder der Muskulatur bekommt. Es KANN aber auch sein, dass ich mich ganz restriktiv an alles halte und mit 1 Jahr stellt sich heraus, dass mein Hund (genetisch bedingt) eine Ellbogen- oder Hüftdysplasie hat. (Funfakt: Die Hüftdysplasie zumindest kann sich durch gezielte Bewegung und Belastung aber verbessern).
Jetzt haben wir also zwei Extreme: zu viel und zu wenig Bewegung (Bewegung = Belastung). Bewegt der Hund sich restriktiv und wird vielleicht auch noch daran gehindert sich aus zu probieren, dann kann er seinen Körper nicht einschätzen und wenn er dann mit 24 Monaten (denn so lange soll man ja warten bis der Hund springen und richtig frei laufen darf – man achte auf die Ironie), darf er Gas geben! Treppen laufen, wandern, springen im Agility und THS, Hindernisbahnen, Kontaktzonen, Zuggeschirr und ZACK…. Unfälle sind vorprogrammiert.
Warum fragt ihr euch? Ihr habt alles so gemacht wie bekannt.
Knochen, Muskeln und Bänder müssen nervale Impulse bekommen, wie sie zusammen funktionieren müssen. Stellt euch vor, ihr bekommt zum 12. Geburtstag ein Fahrrad. Aber man sagt euch: Bevor ihr nicht 18 seid, dürft ihr jedes Lebensalter nur 1 Sekunde fahren. Also 12 Sekunden mit 12… 15 Sekunden mit 15… und mit 18 sucht ihr euch eine tolle Downhill Strecke und fahrt los!
Habt ihr das Bild alle vor Augen? Gut! Was denkt ihr passiert?
Ich vermute Mal, entweder man steht auf der Bremse oder man fällt nach ein paar Minuten auf die Nase und tut sich weh. Vielleicht überschlägt man sich auch noch und das Rad geht kaputt. Oder ein paar Knochen oder Muskeln.
Ich hoffe bei euch allen ist es anders gelaufen. Ihr habt erst ein Freilaufrad oder ein Dreirad bekommen, seid dann vielleicht auf Stützräder umgestiegen und als ihr sicher wart, wurdet ihr regelmäßig in Begleitung mitgenommen auf kleine Radtouren, die ihr Kräftemäßig gut bewältigen könnt. Oder ihr seid regelmäßig zur Schule gesaust mit dem Rad. Wahrscheinlich habt ihr auch Hügel, Berge, Rampen oder Sprünge ausprobiert. Oder freihändig fahren. Wenn ihr jetzt mit 18 beschließt, ihr wollt unbedingt Downhill fahren wollt, sieht es wahrscheinlich viel besser aus! (Zugegeben, ich habe meine erste Downhillerfahrung mit über 30 gemacht. Muss man auch nicht haben. Aber hätte ich nicht gewusst, wohin ich mit meinem Körpergewicht muss, wäre das wahrscheinlich genauso geendet wie in meinem ersten Beispiel).
Ich hoffe ihr könnt mir folgen!
Wir MÜSSEN den Hunden ermöglichen, sich zu bewegen. Über unebene Flächen, Treppen, Berge, Gitter, Waldboden, Teer, rutschige Böden, Teppich! Gerne in Begleitung und gerne ganz in Ruhe. Aber der Körper muss üben dürfen. Auch kleine Unfälle, wo der Hund sich vielleicht verschätzt oder ausrutscht, sind vollkommen ok. (Wahrscheinlich haben wir uns alle mal beim Radfahren ein Knie oder Ellbogen aufgeschlagen.
Lange Rede kurzer Sinn (auch wenn ich hoffe, dass ihr alle jetzt ans Downhill Fahren denkt und überlegt wie ICH da runter gekommen bin)
Wachsende Wesen brauchen Belastung. Sei es damit der Knochen Zug- und Druckbelastung bekommt und richtig wächst oder sich Wachstumsfugen schließen, die ebenfalls Druck und Zug brauchen. Oder damit der Welpe- Junghund später weiß wohin mit seinen Gräten. Belastung und Bewegung sind wichtig! Lebenswichtig sozusagen!
Und hierbei: hört auf euer Bauchgefühl!
Ich fahre ganz bewusst schon früh Raf mit meinen jungen Hunden. Das heißt NICHT dass ich das mit jedem Hund machen würde. Aber ich möchte, dass sie wissen, dass das Rad Spaß macht. Ich schaue darauf wie viel wir sonst laufen und nehme sie dann bewusst auf kleine Runden mit. Am liebsten im Feld. Freilaufend. Ein paar Mal und dann ist Pause bis sie “groß” sind.
Meinen letzten jungen Hund habe ich BEWUSST auf- und abspringen lassen von Dingen, Boxen und auf meinen Arm, weil ich sie nicht vom Springen abbringen kann. Dann erkläre ich ihr lieber, wie es geht.
Und auch das findet ihr immer wieder in der Hundefitness! Es gibt Übungen, die im Wachstum in bestimmten Zeiten nicht möglich sind, körperlich. Wenn ein junger Hund mit langen Beinen versucht, sich in eine Sitzposition zu falten und dabei dauernd weg rutscht, dann mache ich es ihm leichter. Dafür kann er aber vielleicht sehr gut Cavaletti laufen in der Zeit oder braucht eine ausgeglichene Trabbewegung, um sich zu strecken.
Auch das findet sich in der BewegungsFormel. Eine Anleitung für EUREN Hund. Damit ihr nicht darüber nachdenken müsst ob das heute ok ist. Klappt die Übung xy gerade heute nicht, kann man sich eine Notiz dazu machen und nimmt eine andere. Eine leichtere oder eine andere Bewegungsebene. Es DARF einfach sein und Bewegung kann so viel Spaß machen. Und gerade mit jungen Hunden und Welpen findet man sehr viele witzige und spannende Situationen in denen 5 Minuten einfach viel zu wenig sind um sie zu genießen.